Ordnungshüter
Petersburg, Herbst 1999. Frühmorgens hörte ich im Radio, dass es mehrere Terroranschläge in Moskau und Südrussland gegeben hatte. Panik. Ich fuhr in die Stadt und merkte schon in der Metro, dass die Anschläge Tagesgespräch waren. Als ich am Nachmittag die anderen deutschen Studenten traf und wir das Thema besprachen, kamen Gerüchte auf, dass die Terroristen auf dem Weg nach Petersburg waren. Eine der Studentinnen meinte tonlos: „Ich will hier raus!“ – Es half aber nichts, wir mussten noch eine Weile durchhalten. Tage später sahen wir immer mehr Miliz-Präsenz in der Stadt - in der Metro, in Museen... Die Allgegenwart der Miliz unter solchen Umständen gab mir zunächst ein Gefühl von Sicherheit. Aber dieses Gefühl war trügerisch: Im Foyer des Ermitage, direkt am Ausstellungs-Eingang, hatte man eine Sicherheitstür aufgebaut, ähnlich wie an Flughäfen. An dieser Tür stand eine ganze Truppe von Wachleuten. Eigenartigerweise gab es am Ausgang der Ausstellung keine solche Tür. Dort stand nur ein einziger verschlafener Wachmann, während ein ganzer Haufen gelangweilt wirkender junger Soldaten in der Garderobe des Ermitage herumsaß.
Kaggi-Karr - 23. Aug, 20:07